Boston – eine Europäische Metropole an der Ostküste der USA

Boston – eine europäische Metropole an der Ostküste der USA

Boston an der Ostküste der USA – eine Stadt mit einer beeindruckenden Geschichte, architektonischen Gegensätzen und viel Kultur und Bildung. Die Hauptstadt und zugleich größte Stadt des Bundesstaates Massachusetts ist auch die größte Stadt in Neuengland. Seit meinen ersten Besuch im Herbst 2013 habe ich Boston und Umgebung bereits mehrmals und zu verschiedenen Jahreszeiten besucht und möchte hier einen Überblick über die vielfältige Metropole an der Ostküste geben.

Geschichte

Boston, gegründet 1630 von britischen Puritaner, gehört zu den ältesten Städten der USA und zählt heute zu einer der wohlhabendsten (Boston ist in vielen Dingen teurer als New York!) und kulturell reichsten Städte und wird auch als „Wiege der Freiheit“ genannt. Bekannt wurde Boston durch die Boston Tea Party 1773. Ein Ereignis, das den Unmut und die Unzufriedenheit der Bürger Bostons mit der englischen Krone zum Ausdruck bringen sollte.  Von Bord eines britischen Handelsschiffes wurden kurzerhand durch eine Handvoll Einwohner hunderte Kisten Tee in das Hafenbecken von Boston geworfen. Diese Handlung wurde als eine der ersten offenen Widerstandsakte gegen England gewertet und wird einige Jahre später zum Unabhängigkeitskrieg führen.

Dass sich die urbane Gestalt von Boston heute von vielen anderen US-Großstädten derart unterscheidet, liegt vor allem an die ersten britischen Siedler. Denn die Architektur der Stadt ist bis heute geprägt von zahlreichen, roten Backsteinbauten mit für amerikanische Verhältnisse eher niedrigen Gebäudehöhen und einer stark europäischen Formensprache. Auch der Umstand, dass das Straßennetz in Boston durch die frühe Gründung überwiegend nicht rechteckig angelegt ist, sondern eher verwinkelt und unregelmäßig – wie die Südspitze von Manhattan -lässt das Gefühl aufkommen, man befindet sich in einer europäischen Altstadt. Besonders die vielen Vor allem die vielen Einwanderer der letzten Jahrhunderte aus Irland, Deutschland, Italien und Polen prägen bis heute die Stadt und die Kultur. Glaubt mir, in Boston wird man oft an das alte Dublin oder London erinnert (Stichwort Beantown)und vergisst schnell in einer amerikanischer Großstadt unterwegs zu sein. Besonders wenn man durch die Gassen von Beacon Hill schlendert.

Reisezeit

Die ideale Reisezeit für einen Besuch von Boston sind sicher das Frühjahr und der Herbst. Die Winter in Neuengland können sehr kalt und ungemütlich werden, die Sommer dagegen sehr heiß mit hoher Luftfeuchtigkeit und Massen an Touristen. Wenn Ihr eure Reisezeit in den Herbst legt, solltet ihr Boston unbedingt als Ausgangs- oder Endpunkt für ein Rundreise durch Neuengland nutzen, um eines der schönsten Naturspektakel zu bewundern – dann erlebt ihr den berühmten Indian Summer. Die Blätter der Laubbäume verfärben sich zwischen Mitte September und Ende Oktober in kräftige Farben und tauchen die Landschaften Neuenglands in ein Meer aus Gelb-, Rot- und Orangetönen. Eine persönliche Empfehlung zu einer moderaten Rundreise durch einen Teil von Neuengland im Herbst könnt ihr übrigens hier nachlesen:

Ankunft und Übernachtung

Boston verfügt mit dem Logan Airport über einen großen internationalen Flughafen. So fliegt beispielweise Lufthansa mehrmals täglich von Frankfurt und München direkt nach Boston. Häufig sind Flüge nach Boston teurer als New York. Je nach Reiseroute kann man also auch von New York aus nach Boston mit dem Zug oder Mietwagen reisen. Letzeres je nach Verkehr und Tageszeit ungefähr in vier Stunden Fahrzeit. Zug fahren ist in den USA sehr teuer, Bus fahren dagegen sehr günstig. Aus eigener Erfahrung würde ich immer das Mietauto bevorzugen. Wer bereits mit Überlandbussen in den USA unterwegs war weiß was ich meine – inbesondere was das Thema Pünktlichkeit und Komfort betrifft.

Zur Übernachtung kann ich euch leider keine aktuellen Empfehlungen geben, da ich die letzen Male immer nur tagsüber, manchmal auch nur ein paar Stunden in Boston verbracht habe. Aufgrund der generell sehr hohen Preise empfehle ich euch, am Rand der Kernstadt eine Unterkunft mit Nähe zu einer Endstelle einer U-Bahn Linie zu buchen und dann bequem in die Stadt rein fahren. Denn auch das Parken ist in Boston nicht gerade günstig – vom Verkehr mal ganz abgesehen. Für einen Städtetrip nach Boston sollte man aus meiner Sicht mindestens 3 Tage einplanen, wer noch die vielen Museen, Harvard und das MIT besuchen und ausgiebig shoppen möchte, kann noch mal mindestens 2 Tage dranhängen. Langweilig wird es in Boston jedenfalls nie.

Sehenswertes in Boston

Boston würde ich als sehr kompakt beschreiben und viele wichtige Sehenswürdigkeiten sind fußläufig zu erreichen. Wenn die Füße nicht mehr können, dann steigt man einfach in die U-Bahn. Das Netz ist nicht mit New York oder London vergleichbar – aber so gut ausgebaut, dass man überall bequem sein Ziel erreicht. Dank der direkten Lage am Meer gibt es in Boston neben den typischen Sehenswürdigkeiten auch weitere wunderschöne Ecken in der ganzen Stadt zu entdecken. So kann man entspannt am Hafen entlang eines kurzen Rundweges schlendern, die moderne Skyline von Downtown dabei immer im Hintergrund. Im Hafen starten auch die Boote der Boston Harbor Cruises zum Whale Watching und hier befindet sich auch das New England Aquarium.

Freedom Trail

Bei einer so geschichtsträchtigen Stadt wie Boston kommt man bei einem Besuch an historischen Gebäuden nicht vorbei. Entlang des Freedom Trail kann man die wichtigsten Gebäude und Monumente während eines gemütlichen Spaziergangs ablaufen. Es handelt sich beim Freedom Trail um einen gut vier Kilometer langen Weg mit ingesamt 17 historischen Sehenswürdigkeiten. Wie der Name bereits andeutet, wird auf dem durch rote Backsteine markierten Freedom Trail der Kampf um die Unabhängigkeit von der britischen Krone thematisiert und hilft euch einen ersten Überblick über die Stadt zu verschaffen. Startpunkt ist der Boston Common, einer der ältesten öffentlichen Park in den USA und mitten im Stadtzentrum gelegen. Endpunkt des Trails ist das Bunker Hill Monument, ein begehbarer 64m hoher Obelisk aus Granit in Charlestown. Ein paar Stationen möchte ich jetzt noch etwas genauer vorstellen:

Blick vom Bunker Hill Monument

Boston Common

Boston Common ist einer öffentlicher und zentral gelegener Park ähnlich dem Central Park in New York aber in seiner Größe deutlich bescheidener. Der Park entstand ab 1634 und wird seit 1830 in seiner jetzigen Form als öffentlicher Park genutzt, aber bereits hundert Jahre zuvor wurden erste Wegverbindungen durch den Park angelegt. Damit gilt der Boston Common nicht nur als einer der ersten Stadtparks in den USA sondern als einer der ersten öffentliche Stadtpark überhaupt. Heute dient das Gelände als öffentlicher Park und als Ort für Zusammenkünfte und Veranstaltungen aller Art, bspw. Schlittschuhlaufen auf dem Frog Pond.

Granary Burying Ground

Auf dem seit 1660 bestehenden Friedhof Granary Burying Ground sind viele bekannte Persönlichkeiten Bostons begraben, einige sind untrennbar mit der amerikanischen Unabhängigkeit verbunden.  So sind hier unter anderen Samuel Adams, Paul Revere und John Hancock begraben. Hier sollte man besonders in der Hauptsaison sehr früh da sein oder bei schlechten Wetter, um den Ort und die Aura in Ruhe zu genießen. Tagsüber ist sonst durch die vielen Touristen wenig von Totenruhe zu spüren.

Granary Burying Ground

Old State House

Am meisten beeindruckt sicher am Old State House der starke Kontrast und das Zusammenspiel aus historischen Gebäuden und den Wolkenkratzern der Finanzbranche. Fast schon ein wenig verloren steht das ehrwürdige Gebäude vor aufragenden Fassaden aus Stahl und Glas, wird aber gleichzeitg wie ein Bild gerahmt. Das Old State House ist ein historisches Verwaltungsgebäude und steht an der Kreuzung Washington / State Street mitten in Downtown Boston und wurde 1713 erbaut. Damit ist es das älteste in seiner wesentlichen Originalsubstanz  erhaltene öffentliche Gebäude der Stadt Boston.

Old State House

Faneuil Hall

Die Faneuil Hall war eine altes Versammlungshaus und ist heute Bestandteil eines vor allem bei Touristen beliebten Areals mit Markthallen und Markplätzen – dem Quincy Market. Quincy Market bietet viele Möglichkeiten sich durch verschiedene Nationalitäten zu schlemmen und besonders voll ist es im Sommer, wenn man zwischen den klimatisierten Innen- und heißen Außeneinkaufsplätzen wechseln kann. Die Faneuil Hall ist hier das ältesten Gebäude und auch eines der ältesteten Gebäude von Boston und wurde in einer ersten Fassung zwischen 1740–1742 erbaut und war der Ort verschiedener Reden zur Unabhängigkeit der nordamerikanischen Kolonien.

Die USS Constitution

Kurz vor dem Enpunkt des Freedom Trail liegt die USS Constitution im Hafen von Boston vor Anker. Das älteste noch seetüchtige Kriegsschiff der Welt und das zweitälteste noch im Dienst stehende kann besichtigt werden wenn gerade keine Veranstaltungen oder andere Zeremonien auf und mit dem Schiff stattfinden. Ein Besichtung des Schiffsinneren lohnt sich auf jeden Fall. Wer auf eine Besichtigung der Fregatte nicht so Lust hat, dem empfehle ich eine Hafenrundfahrt. Die Anlegestelle befindet sich nämlich in direkter Nachbarschaft zur USS Constitution und so kann man zumindest vom Wasser einen kurzen Blick auf das Schiff aus dem Jahre 1797 werfen.

Beacon Hill

Wer das Boston aus trendigen Reisemagazinen und Instagram-Posts sehen will, kommt an dem historischen Stadtteil Beacon Hill nicht vorbei. Hier finden sich die berühmten gepflasterten Gassen mit Stadthäusern aus Backstein und man fühlt sich in das alte London oder das hanseatische Hamburg zurückversetzt. Es verwundert daher kaum, das dieses Viertel neben Back Bay zu den teuersten in der ganzen Stadt gehört. Der Stadtteil mit den engen  Straßen, Gasbeleuchtung und Gehwege aus Backstein liegt nördlich des Boston Common. Namensgebend für den Stadtteil war der Beacon Hill – eine natürliche Anhöhe die um den Bau von Häusern zu ermöglichen fast vollständig eingeebnet wurde. In Beacon Hill befindet sich auch das Museum of African American History und der Black Heritage Trail.

Beacon Hill

Back Bay und South End

Der Prudential Tower prägt das Back Bay und das westliche Boston und ist ein Hauptziel für viele Besucher Bostons. Denn in der 50. Etage des Prudential Towers befindet sich eine Aussichtsplattform mit einem 360-Grad-Blick über die Stadt. Ich selbst habe die Fahrt in die 50. Etage bisher noch nicht angetreten – Kostenpunkt um die 20USD. Das Back Bay selbst ist bekannt für edle und teure teure Geschäfte. Ob Mall oder einzele Läden – hier findet man alles. Etwas entspannter und preiswerter geht es im Stadtteil South End zu. Aber auch das South End wird immer beliebter. Bei Einheimischen wie Touristen. Beiden Stadtteilen hat ihre Popularität der Architektur der alten Stadthäuser der Jahrhundertwende mit vorgelagerten Gärten und Treppen zu verdanken. Als Beispiel seien hier die mit einem mittigen Grünstreifen gesäumte Commonwealth Avenue und die mit Restaurant und Läden gespickte Newbury Street gennannt. An der Schnittstelle zwischen Back Bay und South End am weitläufigen Copley Square liegt die Boston Public Library. Die Bibliothek ist zu den Öffnungszeiten frei zugänglich und ein Besuch kann ich nur wärmstens empfehlen. Sehenswert ist hier die Bates Hall, ein monumentaler Lesesaal.

Harvard University und MIT

Bei einem Besuch in Boston darf natürlich ein Besuch der berühmten Harvard University in Cambridge nicht fehlen. Ein Großteil des Campusgelände ist frei zugänglich. Regelmäßig werden auch von Studenten geführte Touren über den Campus angeboten. Südöstlich vom Hauptcampus der Harvard Univerity direkt am Charles River befindet sich mit dem MIT – dem Massachusetts Institute of Technology – eine der bedeutendsten Technischen Hochschulen weltweit. Architektonisch prägend ist hier das Hauptgebäude mit der Bibliothek und dem Great Dome, eine imposantes Kuppelbauwerk.

Breed´s Hill

Fazit

Die historische Entwicklung der Stadt und die heute sichtbare und gelebte Mischung aus Historie, Gegenwart und Zukunft ist einzigartig für eine amerikanische Großstadt und man spürt die Offenheit und Gediegenheit der amerikanischen Nordostküste. Wer einmal in Neuengland unterwegs war, versteht mich. Mit dem Freedom Trail werden zudem historische Gebäude und Stätten der Stadt miteinander verknüpft – Sightseeing light und ohne Zwang könnte man sagen. Boston eignet sich gut, um sich treiben zu lassen und sich dabei nicht zu verlieren weil die Kernstadt, man mag es kaum glauben, nur knapp über 620.000 Einwohner zählt. Dabei ist Boston sehr abwechslungsreich, für jeden ist was dabei und man verspürt nicht die Hektik wie bspw. in New York. Boston ist in der Tat eine entspannte europäische Metropole an der Ostküste der USA.

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